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Bedrohte Fische für die Amper

10.05.2023

Gefährdete Arten in der Amper erhalten – gemäß diesem Auftrag setzten heute Verantwortliche des bayerischen sowie örtlichen Fischereiverbandes in Kooperation mit dem Geschäftsführer der Stadtwerke Fürstenfeldbruck rund 80 Exemplare des Frauennerflinges in der Amper aus.

Diese gemeinsame Aktion für den Arten- und Gewässerschutz ist auf die Initiative von dem regionalen Versorgungsunternehmen und des Bezirksfischereiverbandes Fürstenfeldbruck zurückzuführen. „Wir freuen uns, mit diesem Aussatz den Bestand des heimischen Frauennerflinges ein wenig zu sichern. Denn dieser Fisch ist in Bayern so selten geworden, dass er als bedroht gilt und ganzjährig geschont werden muss“, erläutert Michael Heimrath, zweiter Vorsitzender des Bezirksfischereivereins Fürstenfeldbruck die Situation. Jan Hoppenstedt, Geschäftsführer der Stadtwerke Fürstenfeldbruck fügt hinzu: „Als lokaler Versorger unterstützen wir verschiedene gesellschaftliche Projekte, um die hohe Lebensqualität in der Region zu erhalten. Dazu gehört ebenso unser Engagement in den Klimaschutz sowie in Fauna-und-Flora-Projekten, wie dieses.“
Die Frauennerflinge, die bis zu 60 cm Größe erreichen können, sind zum Zeitpunkt der Aktion etwa 35 cm groß. Die Elterntiere der Besatzfische wurden vor vier Jahren aus der Amper entnommen und vermehrt. Hierzu merkt Udo Steinhörster vom Fischereiverband Oberbayern an: „Dass Besatzfische und Elterntiere aus ökologisch möglichst nahestehenden Beständen stammen, ist ein wichtiges Kriterium bei allen Zucht- und Besatzmaßnahmen im Rahmen des Artenhilfsprogramms. Denn dadurch sei sichergestellt, dass die Tiere auch genetisch bestmöglich an das Gewässer angepasst sind und keine Vermischung mit anderen genetischen Linien stattfindet.“ 

Forschungsprogramm
Die Fische wurden zuvor mit kleinen Punkten aus Lebensmittelfarbe markiert, um sie bei künftigen Bestandsaufnahmen und anderen Untersuchungen eindeutig wiedererkennen zu können: „Wie weit schafft es dieser Fisch zum Beispiel in der Amper zu wandern, gibt es Stellen, an denen er sich besonders gut fortpflanzen kann, wo kann er sich gut verstecken?, zu all diesen Themen möchte Thomas Schiffler, erster Vorsitzender des Bezirksfischereivereins Fürstenfeldbruck gern mehr herausfinden. Seit über 10 Jahren nimmt sein Verein am Artenhilfsprogramm des Fischereiverbands Oberbayern teil. Dazu zählten z.B. der Besatz bedrohter Fischarten, die Verbesserung der Gewässerstrukturen und die Schaffung von Laichplätzen.

Wissen zum Frauennerfling
Der Frauennerfling, Rutilus pigus virgo (Heckel 1852), auch bekannt als "Frauenfisch", ist ein Süßwasserfisch aus der Familie der Karpfenfische (Cyprinidae). Er kommt vor allem in großen Flüssen im oberen und mittleren Donaugebiet vor, bevorzugt eine bodenorientierte Lebensweise und hält sich gerne in großer Tiefe auf, obwohl er ein guter Schwimmer ist. Zu seinem Nahrungsspektrum zählen vor allem Kleinsttiere, bzw. Bodenorganismen.

Während der Laichzeit (etwa im April und Mai) suchen Frauennerflinge Flachwasserbereiche auf, wo das Weibchen bis zu 60.000 klebrige Eier abgibt, die an Pflanzen oder Steinen haften. Auch die Jungfische halten sich anschließend in den geschützten Bereichen von flachen Buchten und Altwässern auf. Die Geschlechtsreife tritt im Alter von 2 bis 3 Jahren ein.

Der Name des Frauennerfling leitet sich von der Orfe ab, früher auch genannt Örfling oder Nörfling/Nörffling. Die nähere Bezeichnung „Frauen“ dürfte ein Hinweis auf die Laichzeit im Marienmonat Mai sein. Vor allem zur Laichzeit im Mai wird der Frauennerfling sichtbar, wenn er die Flachen Gewässerzonen zum Ablaichen aufsucht.

Aufgrund der Verschmutzung und des Gewässerverbaus in den vergangenen Jahrzehnten ist der Frauennerfling jedoch äußerst selten geworden. Er ist in Bayern ganzjährig geschützt und darf nicht befischt werden.  

 

Fotomaterial: Gemeinsam für den Artenschutz (v.l.n.r.) Udo Steinhörster (Fischereiverband Oberbayern), Michael Heimrath (zweiter Vorsitzender des Bezirksfischereivereins FFB) und Jan Hoppenstedt (Geschäftsführer der Stadtwerke FFB)